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Ver­kehrs­klima 2010 in Deutsch­land wird rauer

Das Klima auf Deutschlands Straßen wird rauer. Das ist ein Ergebnis der repräsentativen Befragung „Verkehrsklima 2010“ der Unfallforschung der Versicherer (UDV), deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden.

 So fühlte sich 2010 nur noch jeder zweite Befragte (53 Prozent) sicher oder sehr sicher. 2008 waren es noch 69 Prozent. Gleichzeitig hat sich die Zahl derer, die sich nicht sicher fühlen von 6 auf 12 Prozent verdoppelt. Wobei sich Frauen noch deutlich weniger sicher fühlen als Männer. Siegfried Brockmann, Leiter der UDV, plädierte bei der Vorstellung der Studie an die Verkehrsteilnehmer, mehr Rücksicht, Gelassenheit und Regelbefolgung auf den Straßen walten zu lassen.

Unsichere Straßen – sicheres Gefühl

Sicher fühlen sich Deutschlands Autofahrer erstaunlicherweise im Stadtverkehr und auf Landstraßen, wo nachweislich die meisten Unfälle passieren. Auf Autobahnen – den sichersten Straßen überhaupt – fühlt sich nur gut die Hälfte (57 Prozent) sicher oder sehr sicher. Fußgänger – vor allem ältere – empfinden Ampeln deutlich sicherer als Zebrastreifen oder Mittelinseln, obwohl diese aus Sicht der Unfallforschung bei richtiger Ausführung ebenfalls ein hohes Sicherheitspotential haben. Gemeinsame Fuß- und Radwege mögen die befragten Fußgänger überhaupt nicht. Fahrradfahrer fühlen sich am besten aufgehoben auf separaten Radwegen. Radfahrstreifen auf der Fahrbahn finden sie eher unsicher.

Risiko Straßenverkehr

Obwohl die Unfallstatistik für das Jahr 2010 recht erfreulich war, spiegelt sie nur einen Teil des Verkehrsalltags wider: Auf einen Unfall kommt eine vielfache Zahl von Beinaheunfällen und kritischen Situationen. Dazu kommt, dass 2011 dieser positive Trend nach vorläufigen Zahlen nicht fortgeführt wird. Oft kommt es zu riskanten Situationen, bei denen der Unfall gerade noch vermieden werden konnte. Vier von 10 Autofahrern (39 Prozent) erlebten eine solche brisante Situation in den drei Monaten vor der Befragung. Spitzenreiter sind hier die jungen Fahrer, bei denen dieser Wert bei 63 Prozent lag. Und Männer erlebten Risikosituationen häufiger als Frauen.

Regeln - regelmäßig missachtet?

Um festzustellen, wie regelkonform die Verkehrsteilnehmer in Deutschland sind, wurden Fußgänger, Fahrrad- und Autofahrer nach ihrem Verhalten an roten Ampeln, bei Geschwindigkeitsbegrenzungen und nach Alkoholgenuss befragt. Obwohl von den Fußgängern sich immerhin die Hälfte strikt an das Rotlicht hält, sehen das 44 Prozent lockerer. Fünf von 100 Fußgängern scheinen sich um das Ampelrot gar nicht zu scheren. Ähnlich sieht es bei den Radfahrern aus. Erstaunlich: Auch viele Autofahrer geben an, selten bis gelegentlich eine rote Ampel zu ignorieren. Nur jeder fünfte Pkw-Fahrer hat im Jahr vor der Befragung keinen Rotlichtverstoß begangen.

Kontrollen und Strafen

Obwohl 78 Prozent der Autofahrer angegeben hatte, 2010 mindestens einmal eine rote Ampel missachtet zu haben, wurden nur sieben Prozent erwischt und dafür bestraft. Entsprechend niedrig ist die „gefühlte“ Entdeckungswahrscheinlichkeit. Nur für drei von 100 Autofahrern ist es „sehr wahrscheinlich“ bei einem Rotlichtverstoß entdeckt zu werden. Ähnliches gilt für Radfahrer: von den Rotlichtsündern wurden nur drei Prozent zur Kasse gebeten. Die Strafe von 45 Euro und einem Punkt in Flensburg empfand die Mehrheit der Befragten als recht lasch. Sie hatten mit deutlich mehr gerechnet (im Durchschnitt 137 Euro, zwei Punkte und 1,3 Monate Führerscheinentzug). Auch bei der Geschwindigkeitsübertretung wurde eine geringe Kontrolldichte und damit eine niedrige Entdeckungswahrscheinlichkeit angegeben. Auch sind die tatsächlichen Strafen deutlich niedriger, als die von den Fahrern geschätzten. Beim Alkohol sieht es etwas anders aus. Hier hält es nur jeder elfte Autofahrer für „sehr unwahrscheinlich“ entdeckt zu werden. Und die Strafen für Alkoholdelikte sind härter als von den Befragten angenommen.

Weitere Informationen dazu unter www.verkehrsklima.de.

Ansprechpartner:
Siegfried Brockmann
Leiter Unfallforschung der Versicherer
Tel.: 030 / 20 20 – 58 20
s.brockmann@gdv.de

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