Getötete Pkw-Insassen innerorts
Im Jahr 2024 verunglückten in Deutschland 915 Personen bei Unfällen innerorts tödlich. Rund ein Drittel davon waren Pkw-Insassen (n=151). Dabei verunglücken Schätzungen der UDV zufolge weitere 900 Pkw Insassen so schwer, dass deren Verletzungen lebensbedrohlich (MAIS3+) waren.
Um sich der Problematik der getöteten und lebensbedrohlich verletzten Pkw Insassen innerorts zu nähern, hat die UDV eine umfangreiche Analyse durchgeführt. Ziel war es, die Ursachen für diese überraschend hohe Zahl schwerer Unfälle näher zu untersuchen, Unfallmuster zu finden und daraus Empfehlungen für geeigneten Abhilfemaßnahmen abzuleiten.
Es wurden Daten aus der amtlichen Statistik (DESTATIS, Jahre 2014-2024), aus EUSKA (Unfälle aus 12 Bundesländern und den Jahren 2020-2022) und aus der UDB (Jahre 2001-2019) ausgewertet.
Die Daten aus DESTATIS liefern bereits erste Hinweise für die Unfallschwerpunkte, wonach ca. 70% aller getöteten Pkw-Insassen bei Innerortsunfällen auf die folgenden beiden Unfallkonstellationen entfallen:
- Alleinunfälle (ca. 48 %)
- Pkw/Pkw-Unfälle (ca. 21 %).
Dabei blieb die Zahl für die Alleinunfälle in den letzten zehn Jahren nahezu konstant, während die Zahl für die Pkw/Pkw Unfälle von Jahr zu Jahr stark variierte, aber stets unterhalb der Zahl der Alleinunfälle lag (Bild 1).
Aus EUSKA und der UDB konnten konkrete Unfallmuster und Erklärungen für das Entstehen und für die Schwere der Unfälle mit getöteten Pkw Insassen innerorts abgeleitet werden:
- Es sind insbesondere Alleinunfälle, die am häufigsten durch Abkommen von der Fahrbahn bei nicht angepasster, häufig überhöhter Geschwindigkeit stattfinden. Hier findet in der Regel eine Kollision mit einem Objekt statt.
- Die Unfallverursachenden sind oft ältere Fahrende ab 75 Jahre.
- Kommt es zu einer Kollision mit einem anderen Pkw, so überwiegen die Kollisionen mit dem Gegenverkehr und mit kreuzenden Fahrzeugen.
- Sowohl bei Alleinunfällen als auch bei Pkw/Pkw-Kollisionen wird die Fahrzeugfront mindestens genauso häufig getroffen wie die Seite des Pkw. Bei Kollisionen mit schmalen Objekten überwiegt jedoch der Frontalanstoß.
- Kopf- und Thorax-Verletzungen sind die am häufigsten auftretenden tödlichen oder lebensbedrohlichen Verletzungen bei den Insassen.
Mit diesen Erkenntnissen lassen sich die folgenden Empfehlungen für Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit ableiten.
Fahrzeugtechnik
- Spurhaltesysteme für Pkw sollten auch bei Stadtgeschwindigkeiten unterhalb von 50 km/h aktivierbar und damit funktionsfähig sein. Aktuell liegt die gesetzlich vorgeschriebene Aktivierungsschwelle für diese Systeme bei 60 bzw. 72 km/h.
- Eine Fahrerzustandserkennung mit einem „Emergency Stop“ bei plötzlichen Gesundheitsstörungen des Fahrenden sollte in Pkw serienmäßig eingeführt werden.
- Mehr passive Sicherheit (Front und Seite) unter besonderer Berücksichtigung von Frontalkollisionen mit schmalen Objekten kann den Schutz für Insassen erhöhen.
Infrastruktur
- Eine verstärkte Geschwindigkeitsüberwachung und punktuelle Geschwindigkeitsreduktion durch Infrastrukturmaßnahmen an kritischen Stellen auf Straßen mit Landstraßencharakter können zu mehr Sicherheit führen.
Mensch
- Vertrauliche Rückmeldefahrten sollten für 75-Jährige verpflichtend sein.
- Adaptive Rückhaltesysteme können die Unfallfolgenschwere vor allem für ältere Insassen reduzieren.
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